Büroturm am Bach
Richtfest für ein "Landmark"-Projekt in Wiesloch
Tags: Bürobau, Neubau, Quartiersentwicklung, Nachhaltigkeit
In Wiesloch bei Heidelberg entsteht das „Quartier am Bach“ für bis zu 700 Menschen. 2023 erfolgte die Grundsteinlegung für einen siebengeschossigen Büroturm, entworfen von Werkstadt Fischer Architekten. Gerade wurde Richtfest gefeiert – und hier erklärt Büroleiter Johannes Fokken, wie eine außergewöhnliche Fassadengestaltung das Gebäude zu einem architektonischen Ausrufezeichen macht.
Bei Werkstadt Fischer Architekten beginnt jede Entwurfsplanung mit einer Analyse des städtebaulichen Umfelds. Was war die Ausgangssituation bei diesem Projekt?
Das „Quartier am Bach“ ist das größte städtebauliche Projekt der Stadt Wiesloch für die nächsten Jahre. Der Projektentwickler Haus + Co aus Heidelberg ist der Investor und Bauherr eines rund 5,8 Hektar großen Geländes entlang des Waldangelbachs, der thematisch und städtebaulich mit dem Projekt verknüpft ist. Die Wohnbebauung umfasst 100 Reihenhäuser, 18 Doppelhaushälften und 140 Eigentumswohnungen. Unsere besondere Herausforderung war es, einen Büroturm zu entwerfen, der als visuelles „Landmark“ das neue Quartier prägt – sich aber auch architektonisch in die Wohnbebauung einfügt.
Wie gelingt das mit einem Büroturm, der die angrenzende Bebauung deutlich überragt?
Der visuelle Eindruck wird von einer hochwertigen Klinkerfassade in Naturfarbtönen geprägt, die sich auch im gesamten Quartier wiederfindet. Die Besonderheit ist, dass wir der Fassade eine außergewöhnliche Plastizität verliehen haben. Die Grundform ist ein klassischer Quader mit einem versetzten zweiten Quader. Genau genommen haben wir zwei versetzte Rechtecke oder Quadrate zu einem Turm nach oben entwickelt. Diese Kombination löst den Eindruck von Massivität geometrisch auf und verleiht dem Gebäude eine vertikale Erscheinung. Um den Turm zu gliedern, sind markante Fensteröffnungen vorgesehen, die sich im wechselnden Rhythmus geschossweise ändern und der Fassade eine entsprechende Tiefe geben.
Im Bereich Bürobau ist die Integration von Freisitzen tatsächlich ungewöhnlich. Uns war es aber wichtig für die zukünftigen Mieter eine inspirierende und komfortable Arbeitsumgebung zu schaffen – und gleichzeitig eine spannend gegliederte Fassade zu gestalten, die sich von den üblichen, oft gesehenen Rasterfassaden positiv abhebt. Und das sechste Obergeschoss wird als Staffelgeschoss mit angeschlossener Dachterrasse realisiert.
Wie ist der Büroturm energetisch und strukturell konzipiert, um nachhaltig zu funktionieren?
Ein wichtiger Aspekt ist natürlich eine effiziente und umweltgerechte Energieversorgung. Der Turm mit einer Bruttofläche von rund 3.700 Quadratmetern entsteht im KfW-Standard 55 und ist an die Nahwärmeversorgung der Stadtwerke Wiesloch angeschlossen. Zusätzlich unterstützt eine Photovoltaik-Anlage die Eigenstromversorgung. Ein anderer Aspekt ist das soziale Miteinander im Gebäude. Für uns ist es heute selbstverständlich, bei neuen Gewerbebauten eine Kindertagesstätte zu integrieren. Deshalb haben wie im Erd- und ersten Obergeschoss eine Kita mit Ganztagsbetreuung für rund 70 Kinder geplant. Auf 640 Quadratmetern Fläche entsteht außerdem ein Außenspielbereich. Die Büro- oder Praxiseinheiten im zweiten bis sechsten Obergeschoss bieten auf 400 Quadratmetern Platz für bis zu zwei Gewerbeeinheiten je Stockwerk. Hier ist eine klassische Büronutzung vorgesehen, allerdings mit sehr flexiblen Grundrissen.
Welche Rolle spielt der Büroturm im Gesamtensemble "Quartier am Bach"?
Wir wollten kein isoliertes Bürogebäude, das als Fremdkörper erscheint. Das war sehr wichtig für uns, weil direkt nebenan Reihenhäuser anschließen. Über die Materialität mit hochwertigen Klinkerfassaden schaffen wir die optische Anbindung an das Wohngebiet. Der Turm tritt als selbstverständlicher Bestandteil der Bebauung in Erscheinung – und ist dennoch sehr „unique“.
Wann ist die Fertigstellung geplant?
Ich gehe aktuell davon aus, dass die Fertigstellung Mitte 2024 erfolgt. Da wir in diesem Fall nur mit der Entwurfsplanung beauftragt waren, liegt die Verantwortung für den Bau nun beim Generalunternehmer. Wir haben bei diesem Projekt aber das große Glück, dass wir auf Bauherrenseite einen sehr erfahrenen Architekten als Projektleiter haben, der hohe Qualität wertschätzt. Deshalb sind wir zuversichtlich, dass der Turm hochwertig ausgeführt wird – und am Ende so aussieht, wie wir das im Entwurf gestaltet haben.
Visualisierung: loomn
Interview: LA.MAG