"Unsere Laborbau-Expertise: Über 15 Jahre Erfahrung"
Interview: Dominik Wirtgen und Christian Kreiselmaier
Seit 15 Jahren entwickeln Werkstadt Fischer Architekten Laborbauprojekte. Hier erklären Werkstadt-Büroleiter Dominik Wirtgen und Christian Kreiselmaier, Bauleiter des Laborprojekts Ascendis Pharma, warum Erfahrung für nachhaltigen Erfolg entscheidend ist.
Warum ist Laborbau eine sehr spezielle architektonische Disziplin?
Dominik Wirtgen: Weil die Technik im Mittelpunkt der Planung steht. Moderne Labore sind – bildlich gesprochen – Maschinen, um die wir eine Hülle und Funktionsflächen bauen. Um Laborbau qualifiziert betreiben zu können, braucht es einen speziellen integralen Planungansatz.
Christian Kreiselmaier: Wir haben schon mehrere Laborprojekte realisiert, aber jedes ist eine neue Herausforderung. Weil die Nutzer hochspezialisiert sind, entwickeln wir für unterschiedlichste Anforderungen individuell zugeschnittene Lösungen.

Welche Arten von Laborbauprojekten werden von Werkstadt Fischer Architekten entwickelt?
Dominik Wirtgen: Wir besitzen eine vielseitige Expertise. Unser Spektrum reicht von reinen Forschungs- und Produktionslaboren bis hin zu hybriden Projekten, wo wir Labor- und Büro-Nutzung unter einem Dach kombinieren. Das verlangt Flexibilität bei der Planung und Realisierung, aber genau das ist eine unserer Kernkompetenzen. In jüngster Zeit beschäftigen wir uns auch mit Laboren und Produktionsanlagen im Bestand.
„Es ist immens wichtig, einen Erfahrungsschatz aus verschiedenen Projekten zu haben, verbunden mit technischem Wissen, das weit über klassisches Architektur-Knowhow hinausgeht.“
Dominik Wirtgen

Wie kann ein Laborbau mit besonderen technischen Anforderungen in den Bestand – insbesondere in eine gewachsene innerstädtische Umgebung integriert werden?
Dominik Wirtgen: Das ist tatsächlich eine besondere Herausforderung. Bei unserem aktuellen Projekt SkyOne im Auftrag von Ascendis Pharma war die Kernfrage: Wie integrieren wir ein technisches Laborgebäude in ein urbanes Mischquartier, um die Themen Forschung, Arbeiten und Wohnen zu einem homogenen Ganzen zu verbinden? Die Lösung war es, SkyOne so zu gestalten, dass es mit der umgebenden Wohnbebauung harmoniert, aber auch Bezüge zu unseren expressiv gestalteten Labor-Projekten Skylabs und Skyangle herstellt, die sich in direkter Nachbarschaft befinden. Auch Skyangle ist eingebunden in eine innerstädtische Struktur und wurde parallel zur unmittelbar benachbarten Großbaustelle des neuen Kongresszentrum der Stadt Heidelberg realisiert.
Christian Kreiselmaier: Hier galt es, eine Vermittlung des städtischen Maßstabes, der „Körnung“, durch eine Gliederung der Gebäudekubatur zu erreichen. Darüber hinaus mussten vielfältige funktionale Anforderungen bedient werden, ohne das städtische Umfeld zu stören. Die Integration der riesigen Gebäudetechnik, der LKW-Anlieferungen und der dienenden technischen Elemente wie beispielsweise der Stickstofftanks in die Gebäudekubatur stellten uns vor architektonische Herausforderungen.

Welche besonderen Herausforderungen entstehen bei der Bauleitung eines Laborprojekts?
Christian Kreiselmaier: Jedes Laborprojekt ist anders und braucht individuelle Lösungen. SkyOne ist beispielweise eingebunden in eine dichte innerstädtische Struktur. Da wenig Stellfläche um das Gebäude zur Verfügung stand, musste viel Material direkt ins Gebäude eingebracht und verarbeitet werden. Vor allem die Masse im technischen Ausbau ist bei einem Laborgebäude enorm. So etwas schaffen wir durch präzise Terminplanung und die genaue Koordination aller Aufgaben und Schnittstellen.
Dominik Wirtgen: Das Zusammenwirken technischer Bauleitungen mit den unterschiedlichen Gewerkebauleitungen ist bei einem Laborbau viel komplexer als bei einer normalen Bauaufgabe. Für die Labor-Bauleitung haben wir bei uns im Haus großes technisches Wissen aufgebaut. Ein weiterer Erfolgsfaktor ist unsere Dialogfähigkeit auf der Baustelle. Wir wissen, dass gute Kommunikation entscheidend ist, um mit der Fachbauleitung gemeinsam die jeweils richtige Lösung zu schaffen.

Das heißt, die Erfahrung spielt beim Laborbau eine wesentliche Rolle?
Dominik Wirtgen: Die langjährige Erfahrung spielt aus meiner Sicht eine entscheidende Rolle. Es ist immens wichtig, einen Erfahrungsschatz aus verschiedenen Projekten zu haben, verbunden mit technischem Wissen, das weit über klassisches Architektur-Knowhow hinausgeht. Diese Expertise besitzt unser Team durch über 15 Jahre Erfahrung – bei der Labor-Projektleitung als auch bei der Bauleitung.

Welche Leistungsphasen werden von Werkstadt Fischer Architekten bei Laborbauprojekten abgedeckt?
Christian Kreiselmaier: Wir decken alle Leistungsphasen von 1 bis 8 ab. Ein Laborbau-Projekt nach der Leistungsphase 5 abzugeben tut immer weh – deshalb ist es uns eine Freude, komplexe Projekte wie aktuell SkyOne komplett betreuen zu dürfen.
Dominik Wirtgen: Bei all unseren Laborbauprojekten der letzten Jahre haben wir die Leistungsphasen 1 bis 8 komplett erfüllt. Das ist nicht nur ein Spaßfaktor für uns, sondern es ist auch für die Projektqualität entscheidend. Die Erfahrung der höheren Leistungsphasen können wir bereits in frühen Planungsphasen einbringen und schaffen so eine fundierte Gesamtbetrachtung. Schon in der Planungsphase wissen wir heute sehr genau, welche Themen später in der Umsetzung relevant werden. Gleichzeitig ist es auch so, dass eine Qualitätssicherung der Entwurfsqualität und der Konzeptqualität stattfindet, wenn man als Büro und als Planer die Dinge selbst umsetzen und realisieren kann.
Welches Laborbauprojekt war bislang die größte Herausforderung?
Dominik Wirtgen: Das aktuelle Projekt ist immer die größte Herausforderung. Mit SkyOne bauen wir aktuell unser bislang größtes Forschungslabor – in einem Maße und einer Leistungsfähigkeit, die für uns einen weiteren Schritt nach vorne bedeuten.
„Nachhaltigkeit ist ein generell relevantes Thema für uns – und ein immer wichtigeres Thema für Investoren und Bauherren.“
Christian Kreiselmaier
Welche Rolle spielt der Aspekt Nachhaltigkeit beim Laborbau?
Christian Kreiselmaier: Nachhaltigkeit ist ein generell relevantes Thema für uns Werkstadt Fischer Architekten – und ist auch ein immer wichtigeres Thema für Investoren und Bauherren. Das Thema Nachhaltigkeit ist beim Laborbau allerdings ein bisschen spezieller zu betrachten, weil selbstverständlich viel Technik integriert werden muss. Um die Energiebilanz und den Materialverbrauch so gering wie möglich zu halten, planen wir mit bevorzugt mit energieffizienten und recyclingfähigen Materialien und nutzen unser Knowhow beim Bau verbrauchsoptimierter Gebäude. Der Lebenszyklus des Gebäudes ist im Fokus und die Verwendung langlebiger Materialien.
Dominik Wirtgen: Nachhaltige Planung für Laborgebäude bedeutet auch, nicht im konventionellen Rahmen zu denken. Wir haben, weil es teilweise Bauauflagen waren, Laborgebäudehüllen auf Passivhausstandard gebaut. Wenn man aber gleichzeitig weiß, dass diese Gebäude einen bis zu 28-fachen Luftwechsel haben, dann ist klar, dass der Energieverlust über die Fassade nur geringfügigen Anteil an der Gesamtbilanz hat. Insofern sind die konventionellen Betrachtungsweisen beim Laborbau nicht unbedingt angebracht. Positive Nachhaltigkeitsfaktoren schaffen wir deshalb vor allem durch die Wahl geeigneter CO2 optimierter und rückbaufähiger Baustoffe und Re-used Materialien.
Wie sehen die Labore der Zukunft aus?
Dominik Wirtgen: Transformation ist auch in diesem Bereich die Aufgabe der Zukunft. Aktuell erweitern wir ein Bestandsgebäude um einen hochtechnisierten Produktionsbereich. Und wir unterstützen zur Zeit ein großes Pharmaunternehmen bei der energetischen, technischen und architektonischen Optimierung des gesamten Produktionsstandortes. Intelligent mit Bestand umzugehen und moderne Anforderungen in gegebene Strukturen zu integrieren – das ist sicherlich eine Zukunftsaufgabe.
Interview: Ralf Laubscher / LA.MAG
