"Wir bauen nachhaltig - auch mit Beton!"

Dominik Wirtgen über das neue Bauen mit Beton

Tags: Betonbau, Betontechnologie, Nachhaltigkeit, Transformation, Adaption, Energiespeicherung, Recycling, Cradle-to-Cradle

Werkstadt Fischer Architekten planen und realisieren Gebäude mit nachwachsenden Rohstoffen. Aber auch im Bereich Betonbau besitzt das Büro jahrzehntelange Expertise. Hier erklärt Dominik Wirtgen, wie das neue Bauen mit Beton nachhaltige Perspektiven schafft.

Wie nachhaltig ist das neue Bauen mit Beton?

Wir halten es für wichtig und notwendig mit nachwachsenden Rohstoffen zu bauen. Aber: Das Potenzial von nachwachsenen Rohstoffen ist leider begrenzt. Wir haben viele Bauaufgaben, die sich nur unzureichend oder gar nicht mit sogenannten „Nawaros“ lösen lassen. Wir haben nur eine begrenzte Zugänglichkeit zu Rohstoffen wie Holz, das ein knappes Gut ist. Die meisten Konstruktionshölzer kommen heute aus dem Import, weil die Qualität von Hölzern aus deutschen Ernten oftmals nicht gut genug ist, um sie im Bauwesen einzusetzen.

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Welche Rolle spielt der Rückbau für Gebäude, die von Werkstadt Fischer Architekten konzipiert werden?

Viel wichtiger als der Rückbau ist es, die Gebäudeplanung auf einem sehr hohen Ausgangsniveau zu beginnen. Ich denke da ganz im Cradle-to-Cradle-Prinzip: Bevor wir darüber nachdenken, welche Elemente und Baustoffe wir später mal recyclen, sollten wir zunächst alles dafür tun, einen späteren Rückbau zu vermeiden – das ist viel wichtiger und effizienter.

 

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Wir kann der Lebenszyklus von Gebäuden verlängert werden?

Da gibt es zwei grundsätzliche Möglichkeiten. Die erste ist die Transformationsfähigkeit, indem ich die mögliche Weiternutzung eines Gebäudes  einplane. Diese Umnutzungsmöglichkeit muss von vorneherein im Gencode des Gebäudes angelegt sein. Die zweite Möglichkeit ist die Adaption von bestehenden Tragwerken. Das geht immer dann, wenn ich besonders robuste Strukturen habe, die sich einer anderen Verwendung zuführen lassen als jene, für die sie ursprünglich gedacht haben. Erst wenn beides nicht geht, also Transformation und Adaption ausgeschlossen sind – muss über das Thema Rückbau nachgedacht werden. Aber das sollte man aus meiner Sicht doch unbedingt vermeiden.

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Welche Möglichkeiten für eine ressourcensparenden Umgang mit Beton gibt es heute?

Wir neigen dazu, in den Nachhaltigkeitsdiskussionen immer nur Einzelaspekte zu betrachten und diese dann in den Fokus zu setzen. Wir haben in den vergangenen Jahren vor allen Dingen über den Energieverbrauch gesprochen und dabei immer primär die Gebäudehülle betrachtet. Diese isolierte Betrachtung ermöglicht aber kein Gesamtbild. Derzeit berücksichtigen wir auch Aspekte wie die Ausgangsenergie, die Ausgangsressourcen, die Recyclingfähigkeit und auch die Abfallbeseitigung am Ende des Bauprozesses. Ich halte die Betrachtung des gesamten Lebenszyklusses eines Gebäudes für sehr wichtig. Denn wenn wir es schaffen, gar nicht erst in einen Rückbau zu kommen, dann verhalten wir uns nachhaltiger, als nach 10 Jahren bereits Dinge beseitigen zu müssen, die eigentlich viel länger halten könnten.

Wir nutzen Beton als Energiespeicher!

Dominik Wirtgen

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Welche Eigenschaften machen Beton wichtig für einen energieeffizienten Gebäudebetrieb?

Oftmals wird verkannt, wie wichtig die Masse des Gebäudes für den Energieverbrauch ist. Wir haben in den letzten Jahrzehnten fast immer ausschließlich die Eigenschaften der Hülle betrachtet und bewertet. Nur in den seltensten Fällen ist aber die Gebäudemasse berücksichtigt worden. Wir kommen bei unseren Gebäuden, die Masse nicht nur passiv sondern auch aktiv nutzen, zu sehr guten Energieverläufen – weil wir Beton als Energiespeicher nutzen. Die ganze derzeitige Nachhaltigkeits- und Transformationsdiskussion dreht sich ja im Kern auch um das das Thema Speicherung – also müssen wir die Möglichkeit der Energiespeicherung mit Betonbau effizient einsetzen.

Die weitspannende optimierte Tragwerkskonstruktion besteht aus CO²-reduziertem Beton – teilweise unter Verwendung von Recylingbeton – kombiniert mit Hohlkörperdecken, die eine erhebliche konstruktive Reduktion ermöglichen. Die textile Bewehrung ermöglicht dünnwandige Vorsatzschalen, die wärmebrückenfrei angebunden werden. Die statisch extrem reduzierten Tragschalen werden genau wie die äußere Hülle aus CO²-effizienten Beton hergestellt. Als Dämmebene kommt ein Mineralschaum zum Einsatz, der durch Materialhomogenität die Rückbau- und Recycling-Freundlichkeit gewährleistet. So loten wir die Grenzen des bautechnisch Möglichen aus, um das bestmögliche Ergebnis in Sachen Effizienz und Ressourcenverbrauch zu erzielen.