Eastsite Studierendenwohnheim
Zwei Jahrzehnte Erfahrung mit Holzbautechnologie
Bauwerk
Studierendenwohnheim
Ort
Mannheim
Aufgabe
Neubau
Status
Fertiggestellt 2002
Fläche
4.300 ㎡
Bauherren
B.A.U. GmbH & Co. KG, Mannheim
Tags: Energieeffizient, Holz-Hybrid, Holz-Kombinationsbau, Holzsystembau
Wie integriert man ein Wohnheim für Studierende in ein Geschäftsquartier, in dem die Architektur Gründerzeitgeist und Innovationskultur spiegelt? Mit einer unkonventionellen Gebäudefigur hat Werkstadt Fischer Architekten das Wohnheim zum integralen Teil einer städtebaulichen Konzeption für das Quartier Eastsite gemacht. Hier erklärt Projektleiter Dominik Wirtgen das nachhaltige Bauprinzip – und warum der einst größte Holzsystembau Deutschlands heute das beliebteste Studierendenwohnheim der Universitätsstadt Mannheim ist.
Ein Wohnheim für Studierende – umgeben von repräsentativer Büro-Architektur. Wie geht das zusammen?
Als wir mit der Planung des Geschäftsviertels Eastsite begannen, war uns klar: Es sollte das Gegenteil eines gesichtslosen, austauschbaren Gewerbeparks sein, der ohne urbane Bezüge auf der grünen Wiese steht. Heute, fast 20 Jahre später, ist die Eastsite ein nachgefragtes Geschäftsviertel mit einer vielseitigen Struktur. Rund 2.500 Menschen arbeiten dort für Weltkonzerne ebenso wie für mittelständische Firmen oder Startups – und das Studierendenwohnheim fügt sich mit seinen rund 200 Bewohnern optisch harmonisch ein.
Die Holzbauweise ist hier zum Baustein für ein nachhaltiges Gebäudekonzept geworden.
Dominik Wirtgen
Was war die größte Herausforderung?
Das Studentenwohnheim Eastsite ist für Gaststudenten aus außereuropäischen Ländern gedacht; die Fluktuation der Bewohner ist groß. Die Herausforderung war es also, ein Gebäude zu entwerfen, das auf die Bedürfnisse ganz unterschiedlicher Nutzer reagieren kann. Dabei sollte es robust, flächeneffizient und zugleich höchst energiesparend sein.
Deshalb die Entscheidung für einen Holzsystembau?
Das Haus musste extrem wirtschaftlich funktionieren, das war die Vorgabe. Also haben wir uns gefragt: Was ist die ideale Bauweise für eine optimale Dämmung und wie lassen sich die Gebäude verzahnen, ohne dass Wärmebrücken entstehen? Die Holzsystembauweise ist hier zum Baustein für ein nachhaltigen Gebäudekonzept geworden. Sie garantiert eine hohe Luftdichtheit und in Verbindung mit stark wärmegedämmten Außenwänden und einer kontrollierten Be- und Entlüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung erreichten wir den Energiestandard eines KfW-60-Hauses. Eine Abwasserrecyclinganlage, die aufgrund des typisch hohen Wasserverbrauchs eines Studentenwohnheims sinnvoll ist, haben wir ebenfalls mit eingebaut.
Bei fast jedem Projekt gibt es ein Detail, das eine sehr unkonventionelle Lösung braucht. Auch im Studierendenwohnheim Eastsite?
Ja, das gab es tatsächlich auch hier – in Form von zwangsläufig sehr langen, innenliegenden Fluren ohne Tageslicht. Mit einem Planungstrick haben wir sie offener gestaltet: Die Apartments sind so gegeneinander verschachtelt, dass immer wieder Licht in die Flure kommt: Nach einem Flur folgt immer eine Öffnung, dann ein Laubengang oder einen Zwischengang. Das Ganze ergibt dann diese s-förmige, mäanderförmige Struktur mit abwechselnden drinnen/draußen-Situationen.
Das Haus ist heute das beliebteste Studierendenwohnheim in Mannheim. Wie erklärt sich das aus heutiger Sicht?
Ich denke, dass erklärt sich ganz einfach daraus, dass wir – wie eigentlich bei allen Projekten – keine Standardlösungen entwickeln, sondern sehr individuelle Gebäudetypen, die genau auf die Bedürfnisse der Nutzer zugeschnitten sind. Die Bewohner können hier wählen zwischen zwei Wohnungstypen: Einzelapartments mit Duschbad und Dubletten, die als Zweier-Wohngemeinschaften angelegt sind und neben einem größeren Bad auch eine großzügige Küche als Gemeinschaftsraum bieten. Zu allen Wohnungen gehört ein großer Balkon, der sich zum parkähnlichen Garten öffnet, wo im Sommer gechillt und gegrillt wird. Alles in allem eine sehr urbane, lässige Wohn-Atmosphäre und das Ganze sehr zentrumsnah in einem inspirierenden Viertel, das allegorisch für eine gelebte Innovationskultur steht.
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